Konnichiwa aus Tokio
Nach über 4.000 km mit unserem geliebten Suzuki Every, sitzen wir nun, drei Wochen später, in unserem Hotelzimmer in Tokio. Wir können es selbst kaum fassen was wir jetzt schon alles erlebt haben. Das Kapitel Japan neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu und wir realisieren zum ersten Mal so richtig, dass dies erst der Anfang war. Viel Spaß beim Lesen unserer Roadtrip-Abenteuer der vergangenen eineinhalb Wochen!
Arigato Gozaimasu
Alicia & Marco
Kraterwanderung auf dem Asosanjo
Am Dienstag ging es für uns nach Beppu, einem Ort an dem man heiße, rote, vulkanische Quellen anschauen kann. Die Stadt ist bekannt dafür und überall auf dem Weg dorthin finden sich Schilder, die auf den Chinoike Jigoku (wörtlich übersetzt Blut Höllen Teich) hinweisen. Dort angekommen bestätigte sich leider unsere Vermutung, dass es sich hier wohl um einen ziemlichen Touri Hotspot handelte. Zahlreiche Reisebusse rangierten auf dem kleinen Parkplatz und wir sahen auf einen Schlag so viele westliche Touristen wie auf unserer ganzen bisherigen Reise nicht (ja, inklusive Osaka). Uns verging die Lust, Teil dieser Menschenmasse zu werden und so fuhren wir erstmal weiter um uns etwas zu Essen zu suchen und einen alternativen Tagesplan zu schmieden.
Nach leckeren Ramen bei einer japanischen Oma auf dem Fußboden sitzend, war das neue Ziel der Kuju Aso Nationalpark. Hier gefiel es uns schon besser. Je weiter wir fuhren, desto weniger Menschen sahen wir und erste Schwefelfahnen stiegen uns in die Nase. Auf einem Parkplatz am Asosanjo, dem höchsten aktiven Vulkan in Japan, beschlossen wir unser Nachtlager aufzuschlagen. Hört sich im Nachhinein tatsächlich verrückter an, als es war… Zum Abendessen gab es erstaunlich gute Fertignudeln, wobei wir bei deren Zubereitung vergaßen ein Fenster zu schließen und somit dann doch nicht ganz allein auf dem Vulkan übernachteten. Sage und Schreibe 16 Schnaken teilten sich das Auto mit uns in dieser Nacht. Zum Glück war dies die bisher erste und einzige Erfahrung mit Stechtieren, was unserer Meinung nach gern so bleiben kann. Perfekt erholt starteten wir also um 6 Uhr morgens den Aufstieg zum Krater. Was als kleiner Morgenspaziergang zum gut erschlossenen Kraterrand über geteerte Wege begann, endete in einem 4 stündigen Abenteuer um den kompletten Krater herum. Wir hätten nach dem ersten Anblick natürlich auch einfach wieder zurück zum Auto gekonnt, der Weg abseits des geteerten gefiel uns dann aber doch zu gut.
Fukuoka: Yatai und Bento Boxen
Für Mittwochnacht buchten wir uns ein Hotel in Fukuoka. Nach einem 30€-Volltankstopp bei einem älteren japanischen Tankwart konnte die Fahrt in die Stadt losgehen. Nach zwei Stunden kamen wir perfekt zur Mittagszeit dort an und stürzten uns natürlich direkt in die berühmte lokale Ramen-Szene. Beeindruckend, wie viele kleine Ramen-Restaurants sich in jeder noch so kleinen Gasse nebeneinander drücken. Da fällt es einem wirklich schwer, eine Wahl zu treffen. Nach kleiner Verdau-Pause auf dem Hotelzimmer, ging es um 18 Uhr auch schon wieder weiter. Unser Ziel: die kleinen Yatai Stände. Yatai Stände sind Street Food Stände, die jeden Abend aufs Neue komplett auf- und abgebaut werden. Wirklich verrückt, was für einen Aufwand diese Leute hier jeden Tag betreiben. In den kleinen Essensständen findet sich natürlich nur eine begrenzte Zahl an Sitzplätzen, ca. 8-10 direkt um die Kochfläche herum, was aber zu der einzigartigen Atmosphäre, die man in Fukuoka nicht verpassen sollte, beiträgt.
Wir fanden uns schließlich in einem kleinen unscheinbaren Yatai, in dem noch genau 2 Plätze frei waren, wieder. Bei sehr gutem Omelett und Yaki-Ramen (regionale Bratnudelspezialität, sehr zu empfehlen), gab uns Leo Revera, unser philippinischer Sitznachbar, einige Reisetipps für die Philippinen. Vom leicht angetrunkenen, älteren Herren Teshi in Anzug und Krawatte auf unserer anderen Seite erfuhren wir, dass seine Nichte mit einem Deutschen verheiratet ist und in Berlin wohnt. Mit Begeisterung zeigte er uns Hochzeitsbilder und Oktoberfestvideos mit japanischem Untertitel auf seinem Handy. Auch der Koch unseres Yatais hatte einen ordentlichen Bierdurst. Er ließ sich von seinen Gästen regelmäßig das Glas mit Bier füllen um dann laut „Kanpei“ zu rufen, mit allen anzustoßen und das kleine Glas auf ex abzuziehen. Nach und nach offenbarte uns der Koch auch seine spärlichen Deutschkenntnisse und ein paar kanpei später riefen auf einmal alle, inkl. Sitznachbarn am Stand, „Prost“. Wo waren wir hier wieder gelandet? Und was für ein unvergesslicher Abend! Am nächsten Tag entdeckten wir kurz vor unserer Abfahrt zur Mittagszeit erneut Leute, die kleine Stände (meistens nur ein Tisch mit Sonnenschirm) aufbauten. Von überall her strömten Japaner in Business Outfits und es bildeten sich innerhalb von Sekunden lange Schlangen vor den 1-Mann Ständen. Sogenannte Bento-Boxen wurden hier verkauft. Das sind kleine 3-4€ Vesperboxen mit Reis und weiteren Beilagen, die perfekte Mahlzeit für die Mittagspause.
Torii an der Küste
Von Fukuoka aus ging es zurück nordwärts. Auf der wunderschönen Küstenstrecke hielten wir an einigen Shinto Schreinen, welche mit ihren zahlreichen Torii (rote Schrein-Tore) nicht zu übersehen sind. Auf dieser Route entdeckten wir auch eine öffentliche Toilette, mit der wohl besten Aussicht bisher. Waschbecken und Pissoirs mit perfektem Meerblick. Die folgende Nacht war ruhig, nur leider wachten wir am nächsten Morgen bei strömendem Regen auf. Nichts mit Meerbaden und Stranderkundung an diesem Tag. Wir nutzten das schlechte Wetter um etwas Strecke zu machen und peilten einen alten Bekannten, den Tsurugi-Berg, an. Dort sollte das Wetter am nächsten Tag besser sein.
Minusgrade auf dem Tsurugi
Nach einer unerwartet frostigen Nacht wärmten wir uns nach der bereits bekannten Wanderung auf den Tsurugi bei Kaffee und Miso Suppe unterhalb des Gipfels wieder auf. Das Wetter war leider nicht wirklich besser sondern eher wechselhaft geworden. Unser Hüttenwirt Taichi konnte etwas Englisch und empfahl uns noch Ameyu zu probieren, ein traditionelles regionales Heißgetränk mit Ingwer und einem (unserer Meinung nach) etwas zu süßen Sirup. Wir fragten ihn noch nach einem Hütten Stempel und kurz darauf brachte er uns eine ganze Box voll. Wieder einmal zeigt sich, Japaner (und wir) lieben Stempel-Rallyes.
Grillen in Japan
Auf der Weiterfahrt nach Norden kamen wir wieder einmal an Kobe vorbei, wollten uns aber nicht schon wieder mit dem Stadtverkehr herumschlagen. Mit dem Ziel Kobe / Wagyu zu probieren, verschlug es uns in ein Restaurant in der Hyogo-Präfektur. Kobe ist die Hauptstadt dieser Präfektur und von hier stammen die besten Wagyu-Rassen wie zum Beispiel das Kobe-Rind. Zu unserer Überraschung wurden wir im Restaurant nicht zu einem Tisch, sondern in unsere eigene kleine Grillkabine geführt. Sehr leckeres Sakura-Rindfleisch, unglaublich freundliches Personal und die Privatsphäre in der kleinen Grillkabine machten diesen Abend zu einem weiteren besonderen Highlight unserer Japanreise.
Motorradtreffen in Japan
Sonntagmorgen wachten wir etwas unsanft zu den Geräuschen vorbeifahrender Motorräder aber auch zu strahlendem Sonnenschein auf. Bei der ersten Tasse Kaffee stellten wir fest, dass sich zahlreiche Motorräder auf dem Parkplatz neben uns versammelt hatten und Marco nicht drum herum kam diese zu begutachten. Wir lernten Manabo Hota kennen, ein kleiner Japaner mit Schnauzer, in uraltem Honda-Lederkombi, Schalenhelm und tip top gepflegtem Motorrad. Genauso wie man sich eben einen japanischen Honda Fahrer vorstellen würde. Er erzählte uns von einem Motorradtreffen in der Nähe und wir beschlossen spontan dort vorbeizuschauen. So gab es den zweiten Kaffee des Tages aus einem VW T1 auf einer riesigen Wiese, voll mit Motorrädern und lustigen Autos auf dem Parkplatz. Es dauerte nicht lang und Marco fand sich in seinem neuen japanischen Traumauto, einem Daihatsu Mira wieder. Dem verblüfften Autobesitzer Kirota gefiel Marcos Begeisterung für seinen Wagen und er gab uns spontan eine kleine Einweisung für seinen Wagen. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Manabo war es für uns dann an der Zeit weiterzuziehen.
Über die kleine Küstenstadt Obama, ging es nach Norden in die Region Echizen. Gemütlich liesen wir hier den Abend in einem Onsen, von dessen Außenbecken man direkten Blick aufs Meer und somit auf den Sonnenuntergang hatte, ausklingen.
Katsuyama Castle und ein mystischer Schrein im Wald
Am Montag beschlossen wir eine weitere Burg zu besichtigen. Im Katsuyama Castle wird die Geschichte eindrucksvoll auf alten Bildern und Gemälden dargestellt. Bauern die Reisfelder bestellen, Priester im nahen gelegenen Tempel, Überfälle von benachbarten Landherren und Samurais die das Land verteidigen. Anderes Land ähnliche Geschichte, wie bei uns im Mittelalter. Am besten gefielen uns die ausgestellten Samurai-Rüstungen und deren Waffen. Direkt neben dem Burggelände entdeckten wir eine schmale Straße, die in einen sehr mystisch aussehenden Wald führte. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und fuhren einfach hinein. Wir folgten der Straße, bis zu einem Parkplatz ab dem man nur noch zu Fuß weiter kam. Moosbewachsene Wege inmitten eines uralten und leicht düsteren Waldes führten uns zu einer Tempelanlage mitten im Wald. Bei dieser Umgebung kommt man einfach nicht drum herum sich vorzustellen, wie hunderte Jahre zuvor die Samurais der Burg genau den selben Steinpfad zu den Waldschreinen beschritten. Die Geräusche des Waldes und die mystische Atmosphäre im Schutz der Bäume hinterließen einen bleibenden Eindruck.
Affentheater im Hakusan Nationalpark
Unsere Gedanken hingen noch in den alten japanischen Samurai Zeiten fest als wir unsere Tour in Richtung des Hakusan Nationalparks fortsetzten. Eine kleine verwundene Bergstraße führte uns über den nächsten Pass und wir staunten über die inzwischen wunderschön herbstlich verfärbten Wälder. Irgendwann tauchte ein Verkehrsschild mit einem Affen darauf auf und 2-3 Kurven später kam ein kleiner Parkplatz, an dessen Toilettenhäuschen wir tatsächlich den ersten Affen entdeckten. Wir hielten an und stellten fest, dass hier eine riesige Affenbande den Parkplatz in Beschlag genommen hatte und überall Affen unterwegs waren. In den Bäumen hangelten sie umher, warfen kleine Früchte herunter, welche dann von den Affen auf dem Boden freudig eingesammelt und gesnackt wurden. Unfassbar, was sich mal wieder hinter so mancher Ecke verbirgt. Nach einiger Zeit wurde dieses tolle Schauspiel leider von den lauten Einparkgeräuschen eines Reisebusses unterbrochen und Aufbruchstimmung machte sich unter den Affen und auch bei uns breit.
Tourifalle Japanische Alpen
Am frühen Dienstagmorgen machten wir uns auf den Weg in die Japanischen Alpen bzw. ins Kamikochi. In das Gebiet selbst darf man nicht mit seinem privaten Auto hineinfahren, deshalb parkten wir in einem kleinen Ort in der Nähe und wurden von einem Shuttlebus im Wandergebiet abgesetzt. Am Abend zuvor bekamen wir schon in der nächst größeren Stadt Takayama einen ersten Eindruck, wie touristisch es hier werden würde: die Stadt war überfüllt von Touristen die per Bahn anreisten. In der Hoffnung die Massen umgehen zu können, starteten wir also unsere Tour mit dem ersten Shuttle ins Kamikochi um 6:30 Uhr morgens. Eine sehr gute Entscheidung wie sich später herausstellte. Nach zwei Stunden Fußmarsch und einem kleinen Snack, merkte man wie es allmählich voller auf den Wanderwegen wurde. Um 12 Uhr zurück an der Bushaltestelle, mussten wir uns tatsächlich durch Menschenmassen schlängeln um bis zu unserem Shuttle zu gelangen. Die Hängebrücken, die morgens noch leer waren, voll besetzt und jeder drängte sich für ein gutes Foto. Wer hier zu dieser Zeit Ruhe und Natur sucht, wird leider schwer enttäuscht. Da haben wir mit unseren weitläufigen Alpen in Europa doch mehr Glück. Der Shuttlebus brachte uns zurück zum Auto und wir waren froh nun wieder auf eigene Faust mobil zu sein. Nun war es also schon Dienstagmittag und wir mussten unseren lieb gewonnenen Suzuki Every nach drei unvergesslichen Wochen am kommenden Donnerstag zurückgeben. Zeit der bitteren Wahrheit ins Auge zu blicken… wir öffneten Google Maps, Japan Campers Basis, Navigation ohne Maut: 300 km / 8h 15min. Unsere letzte Etappe für die nächsten 3 Tage mit unserem geliebten kleinen Schuhkarton. Mit etwas bedrückter Stimmung machten wir uns auf die Rückfahrt. Wir genossen den Anblick malerischer Bergsträßchen und so unerwartet wie schon oft, fanden sich plötzlich wieder ein paar Affen mitten auf unserer Gegenspur. Frech lagen sie dort seelenruhig auf der Straße rum, lausten sich und schienen uns kaum wahrzunehmen. Reisen per Camper wird wohl aus solchen Gründen nie langweilig werden.
Japanische Shopping Malls
In dieser Woche besuchten wir auch eine Aeon Mall und stellten schnell fest, dass japanische Einkaufszentren wirklich eine Welt für sich sind. Neben den üblichen Kleidershops und Restaurants gibt es auch riesige Gaming Etagen. Von kleinen Drehautomaten mit lustigen Schlüsselanhängern, über Greifautomaten mit Kuscheltieren, bis hin zu Arcade Automaten oder auch Mario Kart Stationen ist hier alles vertreten. Wer sich hier hereinwagt und auch das ein oder andere Spiel ausprobiert wird schnell die Zeit vergessen. Top Unterhaltungsprogramm für einen freien Abend bei schlechtem Wetter! Mario Kart Spielpartner lassen sich hier übrigens in jeder Altersklasse finden, siehe Foto von Marco vor seinem Rennen mit dem kleinen Heisei.
So, das war's wieder einmal mit dem Blogpost-Update. Danke für deine Zeit wenn du es bis hierher geschafft hast, bis zum nächsten Mal!
Essen und Trinken
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